Freitag, 27. Februar 2015

Calidos Saludos


"Wenn es nach Zuckerrohr riecht, nach Tabak und Feigen,
dann sind Sie in Cali, sehen und schauen Sie!
Wenn die Frauen schoen sind und huebsch,
hier gibt es keine haesslichen, schauen Sie nur."

Reimt sich jetzt zwar nicht, aber so oder so aehnlich lautet der Einstieg einer Ode an Cali, untermalt mit der wohlklingenden Melodie des Salsa, durch den sich die Stadt definiert. Hoeren Sie nur:



So meine Lieben, da ich mich ja nun schon viele Monate in Kolumbien aufhalte und das Auslandssemester, das ich hier absolviere, schon wieder vorbei Ende ist, wollte ich euch noch einmaligerweise mittels meines Internet-Blogs an meinem Leben hier teilhaben lassen!



Die Stadt Cali und ihre Caleños

Eine der drei groessten Staedte Kolumbiens, gelegen im Westen, nahe der Pazifikkueste, ist die auf den ersten Blick eher wenig ansprechende Stadt Cali. Nicht allzu sehr, aber doch merklich westlich, mit ihrem nummerierten Strassensystem, einem relativ monotonem Stadtbild entlang der Hauptstrasse und einer Anzahl an Einkaufszentren, in denen sich die Caleños gerne zum Kaffeetrinken, Shoppen und Zeitvertreib treffen. Das, was frueher die Stadtplaetze waren, sind also heute die centros comerciales.
Aber Cali hat einiges mehr zu bieten: Die historischen Stadtviertel zum Beispiel. In der ersten Woche lebte ich, wie all die anderen Austauschstudenten, bei Privatleuten, die uns durch einen Mietobulus bei sich leben lassen. Und in der ersten Woche lud uns Abel, der spanische Boy, einige von uns in sein Viertel zum Minchelada trinken ein (mit etwas Limone vermischtes Bier im Glas serviert mit einem angesalzten Glasrand) und zeigte uns auch seine Unterkunft, ein Haus, in dem einige Auslaender im ersten Stock leben, waehrend der Besitzer Johannes mit seiner Familie und seinem Hund das Erdgeschoss besetzt. Gluecklicherweise war dort gerade etwas frei und ich konnte gleich, eine Woche nach meiner Ankunft, mich dort breit machen. Das Haus befindet sich zentral im Stadtviertel San Antonio.
Cali ist eine sehr warme Stadt mit Menschen, die ihrer Lebensfreude durch verschiedene Partnertänze Ausdruck verleihen: Allen voran der Salsa, gefolgt von Bachata, einem dem Salsa ähnlichen Tanz, der seine Popularität dem Artisten Romeo Santos, dem damaligen Frontmann der Band Aventura, verdankt. Dann wäre da noch der Merengue, der einfachste Tanz, den ich, ebenso wie die anderen zwei Tänze und überhaupt alle existierenden Arten des Tanzes perfekt beherrsche. Es gibt eine Vielzahl an Salsatheken und tagsüber hört man aus den Radios und den vorbeifahrenden Autos und Taxis die beschwinglichen Salsamelodien. Die Menschen hier sind auch immer sehr höflich und hilfsbereit und freuen sich, wenn man ihnen erzählt, was einem an ihrem Land gefällt. Sie leiden fast schon unter dem Ruf, den ihnen der Drogenbaron Pablo Escobar beschert hat, da man Kolumbien eben immer noch mit der Drogen-Hohezeit assoziiert. Der Typ hatte scheinbar so viel Bargeld, dass er monatlich 2500$ für Gummibänder ausgab, um selbiges zu bündeln, aber der bad breaker, den ich auch gern Walter Blanco nenne, hat neben all den Leben, die er ruiniert und zerstört hat zumindest auch Gutes getan, u. a. ganze Stadtviertel erbauen lassen und Obdachlosen und Armen einen Ort zum Wohnen gegeben. Dann ist da natürlich die guerilla, die noch in einigen Regionen aktiv ist und bekannterweise recht resolut reagiert. Aber der Durchschnittskolumbianer ist schon ein netter, kann man sagen.
Einmal brachte mich ein Student sehr zum Lachen während dem Unisport: Er fragte mich, was uno auf deutsch heiße.
"Que significa uno?"
"Eins."
"Ainz?"
"Eins, si."
"Y que significa dos?"
"Zwei."
"Suwai?"
"Zzzzwei."
"Y que significa tres?"
"Drei."
"Drei? Hahaha, excelente!"

Cali wird als Hauptstadt des Salsa bezeichnet, beim alljährlichen Festival kommt man mit den Augen den Beinbewegungen der Tänzer nicht nach.

Stadt Cali von oben mit ein paar anderen Austauschstudenten.


Wir haben die kolumbianische Kultur gerne kennengelernt, waren oft Tanzen und haben auch sonst viel unternommen: Hier ist zum Beispiel mein Freund Manuel aus Guatemala an Halloween:
Manuel , verkleidet als Tom Hanks in Identitätskrise.



Uni und Bildung
Ein Semester lang war ich also in der pontificia universidad javeriana eingeschrieben und habe so das Studentenleben hier kennengelernt. Cali hat eine Vielzahl an Unis, die allerdings im Löwenanteil privatisiert sind und einen Studenten mehr als umgerechnet 2000€ pro Semester kosten. Ich finde, die Proportionen sind in diesem Land etwas unangemessen. Die Lebensstanndardkosten sind hier etwa ähnlich wie in Deutschland, wobei die Miete etwas tiefer liegt, zu studieren ist hier übermäßig teuer. Es ist für einen Menschen, der nicht der oberen Schicht angehört auch recht schwer, in die einzige verstaatlichte Uni Calis reinzukommen, die natürlich erschwinglicher ist. Und wenn man jetzt nicht einen wirklich guten Beruf hat, verdient man auch weit nicht so gut wie in Deutschland. So fehlt es hier an so einiger Entwicklung in Sachen Bildungssystem.
Zurück zur javeriana. Das Semester, das ich dort verbrachte, war äußerst angenehm. Ich hatte jeden Tag einen Kurs und nahm auch etwas vom restlichen Angebot war, vor allem im Sportzentrum: Abel, der früher mal Sport studierte, und ich schrieben uns ein für den Wasserballkurs. Wir dachten uns, "was ist schon Wasserball - easy!" und sind auch nicht etwa in den Anfängerkurs rein (das wäre ja nur Zeitverschwendung gewesen), sondern in den Repräsentationskurs der Uni, der trainiert wird von Ricardo (oder so), der ebenfalls Trainer der Nationalmannschaft ist. Am Vortag hab ich mir noch ein-zwei Fortgeschrittenen-Videos auf Youtube angesehen und eine sexy, enganliegende Badehose gekauft und dann ging los der Spaß. Nach etwa 100 Metern Aufwärmtraining brauchte ich eine Pause und Ricardo meinte zu mir, dass das Aufwärmen etwa eine halbe Stunde dauern würde. In dem Moment habe ich die Entscheidung getroffen, diesen Kurs zu verlassen.
Jonas und Christoph, ein anderer Deutscher und ein Österreicher, waren im Volleyball-Repräsentationskurs. Sie haben mich eingeladen, an der Spielerauswahl für die Mannschaft teilzunehmen, weil Wasserpolo für mich ja ins Wasser gefallen ist und ich nun auf der Suche nach etwas Neuem war. Also habe ich mich spontanentschlossenerweise dafür aufgerafft, meine Schmetterbälle zum Besten zu geben. Nach diesem Probetraining meinte der Trainer, dass alle recht gut waren und dass man sich die Positionen teilen solle, weil es etwa 20 Jungs waren. Danach meinte er explizit zu mir und vor allen: "Benjamin, es gibt auch einen Anfängerkurs". Ich habe gesagt: "Danke Trainer", seine Botschaft verstanden und ihn seither nicht wieder gesehen.
Dann war da der Tenniskurs... den ich aber tatsächlich das Semester lang durchgezogen habe (ich habe meinen Stolz auch runtergeschluckt und den Anfängerkurs besucht). Wo lernt man schon mal umsonst Tennis spielen? Das war spaßig, huiuiui.

Es gab freitags zur Mittagszeit auch einen Aerobic-Salsa-Kurs, der immer sehr aufmunternd war.
Hier ein Beweisfoto mit meinem Trainer Polo, der mich nicht abschieben wollte.


Die Unterrichtskurse der Uni waren eigentlich wie Schule, in Klassenzimmern in einer Runde von etwa 30 Studenten, richtige Vorlesungen gibt es kaum. Die Atmosphäre war immer recht angenehm, wo die Dozenten auch gern gedutzt und mit Vornamen angesprochen werden dürfen - nach den kulturellen Regeln. Eine Studentin, die zwar hübsch aber nicht ganz die allerhellste war, schleimte sich gut und gerne bei einer Professorin mit einem charmanten "profe" ein. Die Studentin fragte mich eines Tages, als es um Sigmund Freud ging, ob man diesen denn auch in Deutschland kenne. Da hat sich selbst die profe ins Gesicht gefasst.
Es war eigentlich immer lustig in der Uni und den Kursen, wobei eine der Dozentinnen auch echt viel von uns abverlangt hat. Aber die Professoren sind im Großen und Ganzen ziemlich kulant gewesen. Eine hat während einer Prüfung (immer drei Prüfungen pro Semester und Fach, auf das Semester verteilt) uns allen zehn Minuten "Gesprächsrunde" gegeben, mit der Rechtfertigung, dass man im wahren Leben ja wohl auch nach Rat fragen darf.
Bei einer anderen Professorin gab´s mal eine wahr-oder-falsch-Frage zum Ankreuzen in der Prüfung. Da ich die Frage nicht verstand, fragte ich sie danach, sie versuchte, mir den Sachinhalt zu erläutern. Doch auch dabei verstand ich nicht komplett alles. So fragte ich sie schließlich, ob die Antwort denn falsch sei, woraufhin sie sagte: exacto!


Die Uni hat einen tropisch-grünen Campus mit Pfauen und Leguanen, ist eine wirklich schöne Uni.






Essen

Salz und Limone - tut man hier fast ueberall dazu: zum Fleisch, Salat, Fruechte, zum Bier. Oder man ist einfach nur Limone mit Salz.


Reisen

Der Hafen von Buenaventura, am Ablegepunkt.
Cali liegt etwa drei Busstunden vom Pazifik entfernt. Ein Fakt, der meine Intuition glauben machte, dass ich hier alle paar Wochenenden hinfahren und surfen lernen wuerde. Doch mein Bauchgefuehl hat ein weiteres Mal versagt: Keine schoenen Straende, sondern eher gefaehrliche Staedte dort. Aber dafuer spielt sich dort ein anderes Spektakel ab: Walfische, die eine immense Strecke vom Sueden Argentiniens bis nach Mittelamerika zuruecklegen zur Saison der Paarung und des Gebaerens. Die kommen dann also in diesen Gewaessern vorbei und lassen sich ab und an mal sehen. Von Kommilitonen hoerte ich, dass man sie auch unter Wasser beim Tauchen sehen kann. So hab ich mich dazu entschieden, einen Tauchkurs zu machen, um danach ein Wochenende lang auf Tauchreise mit einem Boot zu gehen. Eine schoene Reise war das.
Am zweiten Tag tauchten wir in der tiburonera, wo es Haie gab. Und an diesem Tag meinte es die Goettin der Ironie wieder mal extrem lustig mit mir. Der Tauchlehrer meinte - nachdem selbstverstaendlich die Frage fiel, ob die Haie Menschen nicht angreifen - dass pro Jahr mehr Menschen von fallenden Kokosnuessen getoetet werden als von Haien. So ging es also in die friedlichen Tiefen des Meeres und auf etwa 15 Metern weilten einige Haie*. Die sahen echt beeindruckend aus, mit ihren Augen und Rueckenflossen, waren aber recht scheu, wobei sie ein bisschen umhergeschwommen sind, aber eigentlich waren diese Haie mit ihren ungefaehren zwei Metern Laenge halt nur grosse Fische. Am Nachmittag betraten wir die Insel Gorgona, denn dort gibt es die Ueberreste eines ehemaligen Gefaengnisses (so wie Alcatraz in San Francisco). Wir bekamen eine Fuehrung und liefen durch das tropische Gruen auf einem schmalen Fussweg entlang. Da stand ich dann so ganz easy rum, vom Leben etzueckt, und auf einmal macht´s BAUF!! Knapp ein Meter entfernt von mir liegt daraufhin eine Kokosnuss, die der bindenden Existenz am Baum muede geworden war und sich fluegge machte. So waere ich an diesem Tag also fast dem wuerdelosen - obgleich statistisch erwaehenswerten - Tod durch Kokosnuss zum Opfer gefallen, nachdem ich zuvor draufgaengerisch einen Wer-zuerst-blinzelt-hat-verloren-Wettbewerb mit einem Hai gemacht hatte (den hab ich verloren).
Ich in semi-cooler Pose auf dem Boot.
Waehrend dem letzten Tauchgang kamen wir den Walfischen nahe. Es war allerdings sehr trübe und man konnte sie nicht sichten, aber der Walgesang war gewaltig, zumal wir vor einem großen Felsen waren, der das Echo zurückgeworfen hat. Das Lied hab ich aber vorher nicht gekannt. Wir sind noch ein bisschen umhergetaucht und nach dem Durchbrechen der Wasseroberfläche hatte ich ein konstantes fiiiiiiieeep im linken Ohr und habe ihn nach einigen Stunden auch schon fast lieb gewonnen, den Tinnitus. Aber am nächsten Morgen war er weg. Kriegt man ja auch eigentlich nicht, Tinnitus durch Tauchen.
Die Wale sahen wir allerdings an der Oberfläche, wie sie ihren Buckel und ihre Flossen aus dem Wasser hoben. Ein- oder zweimal sahen wir sie sogar senkrecht rausspringen. Und jetzt erwartet euch ein atemberaubendes Foto, dafür müsst ihr aber ein bisschen runterscrollen, damit es spannend bleibt!



































Bissle noch...


































Jetzt kommt´s gleich!





















Da!










Ne, verarscht. Ich hab kein gutes Foto hingekriegt, sorry. Aber dafür hab ich nach einem Foto mit dem glatzköpfigen Rollstuhlfahrer aus LOST gefragt. Ist doch auch was?!




Aber ein Walfoto gibt´s trotzdem. Der Wahnsinn.


Ein anderes Mal waren wir in der Wueste Tatacoa, die aber laut Definition gar keine Wueste ist, sondern ein tropischer Trockenwald, weil da halt mehr als nur cactuses (spanische Mehrzahl von Kaktus, nicht etwa cactee) wachsen. Die Region ist nach der vor 17 Millionen Jahren (?) ausgestorbenen giftigen Schlange Tatacoa benannt. Unser zweiter Tourfuehrer Jayler (dessen Name wir kaum aussprechen konnten und den wir daher der Einfachheit halber Heino nannten) meinte aber, dass noch ein Exemplar - in Form seiner Schwiegermutter - existiert.
In der Nacht schliefen wir in Haengematten unter einigen Baeumen im Freien. Das Essen in unserer Unterkunft war maessig bis mangelhaft, weshalb wir in andere Unterkuenfte zum Essen fluechteten.
In der Wueste ist mein Regenschirm, den ich praeventiv mitgenommen hatte, aber gar nicht brauchte,weil das Sonnenlicht weniger heiss und brennend war als befuerchtet, in zwei Teile gefallen. Ich konnte ihn zwar wieder zusammenstecken, aber so ganz astrein ist der nicht mehr. Ueberhaupt gibt es in meinem Inventar einige Einheiten, denen, wären sie menschlich, stolzgetränkte Freudentränen über ihr Gesicht rollen würden, bezeichnete sie man als second-hand-Artikel. Ein Paar Schuhe und meine Flip-Flops sind so runtergelaufen, dass ich sie zum Schuhmacher bringen musste, der dann gar nicht erst mit Naehen anfing, sondern gleich die ganze Sohle ersetzte. Und meine Kamera ist eines schoenen Tages in den Fluss Pance reingefallen, hat ein bisschen Blubb Blubb gemacht und liess sich dann von mir therapieren: Ich habe sie zu Hause auseinander-, eine Woche offen trocknen lassen und dann wieder zusammengeschraubt (was am Ende nicht mehr reinpasste war ein Befestigunsrahmen fuer innen und etwa ein Dutzend Schrauben, eigentlich gibt es nur eine Schraube, an der sich das Gestell meiner Kamera genauso wie meine Hoffnung festhalten). Und auf der Tauchreise wurde sie dann noch mit einer Sauerstoffflasche ordentlich durchgeblasen. Und jetzt ging die tatsaechlich wieder!
Der erste Reisefuehrer vor Heino in der Wüste sah so aus:


Und so hieß er:                                                                                      


Und genau so nannten wir ihn auch, da hat er sich immer gefreut.


Zwei verspielte Eidechsen

Schöner Anblick von oben.
Auf der Heimfahrt hatten wir alle kein Geld mehr, daher beschlossen wir, unsere letzten Pfennige im Casino rauszupfeffern. Von wegen: Wir hatten Glück und haben den großen Reibach gemacht. Von dem Geld konnten wir Brot kaufen. Oh, Freude schöner Götterfunke. Wer einmal dem Todesengel der Armut gegenübersteht, kann verstehen, wie sehr wir da frohlockten. 

*(vegetarische)
Eine andere Reise bestritt ich mit Jonas und Christoph in Leticia, einer Stadt im Länderdreieck zu Peru und Brasilien, die sich im Amazonasgebiet befindet. Wir landeten in einem Dorf einer Indigenen-Bevölkerung und machten von dort aus Tours mit Gustavo, unserem Reiseführer und dem Stammvater des Dorfes.
Links ein Touri,
rechts ein Touri,
in der Mitte Gus, der Schluri.


Ein Stadtviertel in Leticia. In der Nähe vom Amazonas bauen sie so ihre Hütten, da der Fluss jährlich steigt und sinkt.

Der Amazonas in seiner Breite.

Äffle, Haustier und Spielgefährte der Dorfkinder.
Auf einmal hat´s dann geregnet. Die Kinder wissen sich an so etwas zu erfreuen. Christoph und ich haben unseren Erwachsenen-Schweinehund überwunden und mit den Kindern im Dreck gespielt und sind auf dem Boden rumgepfutscht. Herrlich war das, nur das weiße T-Shirt (siehe Casino-Bild) ging dabei farblich den Bach runter.
So isst man im Dschungel.

Und gleich zu etwas traurigerem. Wir gingen also die Wege des Regenwaldes lang, in der Hoffnung, atemberaubende Flora und Fauna zu sehen. Gus kochte uns ein Hähnchen mit Reis, das aufgrund der allseits beliebten und im Amazonas in hoher Quantität vorhandenen Moskitos schwer zu genießen war. Wir sahen eine Tarantula mit ihren Jungen. Gus verlief sich einmal und wir waren einige Minuten scheinbar verloren, kamen dann aber wieder auf den Weg zurück. Wir badeten im Amazonas vom Motorbootle aus bei pinken und scheuen Delfinen, durften da aber leider nicht reinpinkeln, weil es dort Fische gibt, die den Urinstrang hochschwimmen und sich im Genitalbereich einnisten. Wir passierten des nachts ein anderes Kleinboot, bei dessen Sichtung Gus in Panik geriet und denen er schnell entfliehen wollte, weil das scheinbar monchacabezas waren. Selbige sind Räuber und Mörder, die Fischern das Leben nehmen und ihre Organe verkaufen. Dann war da noch das Piranha-Angeln und eine erfolglose Affenbesichtigung. Aber das alles konnte den Emotionen, die ich bei folgendem Ereignis erleben musste, nicht das Wasser reichen: Meine Kamera, die ich mit aller Hingabe repariert und die größtenteils wieder funktioniert hatte, konnte der Schwüle und dem Regen des Tropengebiets nicht standhalten.

Ein Moment der Trauer und Anerkennung für meine Kamera, bitte! So sah sie nach meiner zweiten "Reparatur" aus. Nunmehr ist sie ein Spielzeug eines Dorfkindes.





In den Wochen vor Weihnachten ging es in den Norden Kolumbiens. In die Kolonisationsstadt Cartagena, eine der zwei Hafenstädte des Landes neben Buenaventura, die sich wirklich zeigen lassen kann mit ihrem kubanisch angehauchtem, karibischem Charme.
Die Festung, ein Markenzeichen der Stadt.
Junge aus Deutschland - in Strandkleidung.
Daraufhin gingen wir in den National-Naturpark Tayrona. Der besticht mit zahlreichen Stränden, die nur zu Fuß oder zu Pferd zu erreichen sind und paradiesische Anblicke bieten.





Ana und ich beim Schlürfen einer Kokosnuss, die wir nach harter Arbeit geoeffnet haben. Kurz vor Weihnachten.

Damit der Titel meines Blogs auch legitim blieb, gingen wir Anfang des Jahres nach Bolivia. Es war schoen, mal wieder in La Paz gewesen zu sein und ich habe gelernt, wieviel sich in fuenf Jahren aendern kann. Die fundación, in der ich damals gearbeitet hatte, war gerade leider in Ferien, daher habe ich nicht allzu viele Menschen von frueher getroffen, aber es war dennoch schoen.
Dieses Mal konnte ich auch einige Orte besuchen, die ich damals entbehren musste:

Die beeindruckende Salzwueste Salar de Uyuni war beeindruckend.

Auf der ganzen Welt bekannt: Benjamin. Hier mit Ana und dem Machu Picchu.

Hiermit also viele Gruesse aus Cali. Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck von hier geben und von der schoenen Zeit, die ich hier erleben darf.
Auf bald!




Sonntag, 14. April 2013

Der letzte Grund


So, die letzte Woche bricht an für mich und somit auch der letzte Blog. Ich hatte die letzten zwei Wochen Arbeitspause und diese Zeit zum Reisen genutzt, was auch wirklich sehr schön war. Ich hatte erst vorgehabt, den Mount Kenya zu besteigen über Ostern, aber da andere Praktikanten auch verreist sind, bin ich mit welchen auf die schöne halbautonome Insel Zanzibar in Tanzania gefahren. Boah, 15 Stunden tagsüber im Bus, das war schon mies. Wir sind dann abends in der Noch-Festland-Hafenstadt Dar Es Salaam angekommen und waren alle ziemlich fertig. Am nächsten Morgen haben wir dann übergesetzt mit der Fähre, diese beiden Reisemittel kosteten uns ungefähr zu viel Geld und Zeit, weswegen wir uns später für einen Rückflug entschieden, der nicht mal viel teurer war.
In ziemlich vielen Teilen der Mittelostküste wuselt es von Muslimen. Auf Zanzibar zählen sie 97% von der Bevölkerung, was man an den vielen schön geschnitzten Holztüren sehen und spüren darf.
In „Stone Town“ angekommen sind wir dem durch und durch inkompetentem Taxifahrer Abdul begegnet, dem wir den Auftrag gaben, uns zu einer günstigen Herberge zu bringen, er brachte uns zu einem Hotel, das für 50€ die Nacht unser Budget weit überstieg. Er sollte uns als nächstes in ein günstiges Restaurant, wo man frischen Fisch essen könne, bringen. Das wiederum war dann so „günstig“, dass wir auch da passen mussten. Abdul hat sich währenddessen allerdings vom Acker gemacht und wir wussten nicht wo wir waren und mussten somit ein anderes Taxi nehmen, also wieder mal ein Schuss in den Ofen. Später haben wir uns dazu entschieden, in den Norden der Insel zu fahren – mit den öffentlichen.


Wir landeten an einem wunderschönen Strand, sind gleichmal rein in das warme Nass und haben den Abend mit einem wunderschönen Sternenhimmel genossen. Wow, man konnte die Milchstraße so hell scheinen sehen, und der Große Wagen stand auf dem Kopf, was mein bescheidenes astrologisches Wissen auch darauf gestellt hat, also auf den Kopf.
Für die drei folgenden Tage haben wir uns ein Auto gemietet und auch gut daran getan, die Korruption bleibt allerdings alles andere als aus. Alle fünf Kilometer gibt es eine Polizeistation, aber meistens haben wir uns durchgewurschtelt, nur ein junger Seicher  hat´s wissen wollen, dem mussten wir dann so 15€ geben. Am nächsten Tag haben wir uns aber so eine Fahr-Erlaubnis geholt, dann ging das alles in Ordnung.
Einparken als Linksverkehrer

Wir sind in den Süden, wo man mit den Delfinen schwimmen konnte, mit Taucherbrille und Schnorchel. Herrlich, ein Delfin hat vor mir seinen Darm entleert, aber später beim chilligen Schnorcheltauchen hab ich mich gerächt und kleine Fische angepinkelt.

 Die Regenzeit lässt auch auf Zanzibar grüßen!

Baseball am Strand mit Holzscheit und Mangostein. Chris wird hier gleich out gehen.

Zanzibar war echt endschön und wir sind alle auch länger geblieben als ursprünglich geplant. Zurück sind wir dann nach Arusha geflogen, das ist eine Stadt am Mount Kilimanjaro. Dort haben wir übernachtet und sind am nächsten Tag mit dem Bus (sechs relativ angenehme Stunden) zurück nach Nairobi. Den Berg haben wir zwecks Überwölkerung allerdings nicht wirklich gesehen.
Semi-herrlicher Blick auf Afrikas höchsten Berg, im Norden Tanzanias

Und heute waren wir noch bei den fourteen falls. Wenn´s schön und trocken ist sieht man 14 Wasserfälle nebeneinander, wenn Regenzeit ist nur einen großen, war aber trotzdem sehr massiv und schön.
Kuckt mal auf Google wie das in der Trockensaison aussieht, da kannst du dann auch runterspringen.

Marina aus Brasilien und ich

Ja und jetzt arbeite ich noch eine Woche im mir lieb gewonnenen Nairobi, Abschied nehmen von der Schule und den Kindern, letzte Souvenirs kaufen, einen Abschlussbericht schreiben und so weiter. Aber ich freue mich schon sehr, wieder nach Hause zu kommen. Es war eine sehr schöne Erfahrung. Es gab Konfrontationen mit herausfordernden Situationen, mit Trauer, Armut, Mitleid, aber natürlich auch mit Lebensfreude, Glückseligkeit, bereichernden Menschen und viel Mutmachung von Euch zu Hause J



Und zum schönen Abschluss: Nairobibale

Mittwoch, 20. März 2013

Land und Leute


 Nach einigen Wochen kann ich jetzt glaub mal einen Überblick über die Kenianer geben, am Anfang findet man sie halt nett, dann nach ner Weile regt man sich über sie auf und schließlich findet man sich ein, also man steht jetzt für mich…
Die Leute hier sind schon hilfsbereit und nett, finde ich. Und es gefällt mir ja auch echt gut. Aber manchmal ärgere ich mich. Auf der Straße ist man hier das weiße Schaf, es ist ja süß, wenn die Kinder im Singsang und wiederholt sagen „How are you? How are you?“ bis man sagt „fine, and you?“. Man merkt schon, die afrikanischen Kinder sind weitaus härter im Nehmen als europäische, die saugen eine gewisse Standfestigkeit schon mit der Muttermilch auf, aber ab und zu sieht man dann doch mal ein Kleines weinen und wenn ich dann vorbeilaufe und es mich sieht, dann tut auf einmal nichts mehr weh, hahaha, die stehen dann einfach mit verrotzter Nase da und schauen mich an. Oder wenn sie von der Ferne Mzungu rufen, manchmal sind das ganze Schulen im Pausenhof am Weg, dann winke ich und dann freuen die sich alle so, das fühlt sich an, als wenn man ein Promi wär und alles was man tun muss, ist lächeln und winken. Da freue ich mich dann auch und versuch auch ein bisschen sie auf Souaheli zu grüßen. Aber viele Erwachsene starren einen an wie wenn ich eine Mango mit Gesicht wäre, und hinter dem Rücken rufen sie dann auch Mzungu, nicht gerade respektvoll. Aber im Großen und Ganzen sind sie sehr kontaktfreudig. Die Männer auf der Straße nennen mich immer John Kamau, keine Ahnung, wer das sein soll.
In meinem Büro arbeiten zwei weitere Praktikanten aus Kenia und eine aus Tanzania, die Arbeitseinstellung hier ist etwas, das man erst mal akzeptieren muss, wenn man aus so einem arbeitsorientierten Land wie Deutschland kommt. Wenn ich zur Schule laufe zum Unterrichten, dann gehen sie schon immer mit, aber es ist eigentlich nur eine von ihnen, die tatsächlich auch unterrichtet, die anderen begnügen sich dann mit ihren Handys zur meisten Zeit.
No ed hudla

Zuverlässigkeit: Nach den Wahlen hörte man jeden Tag, die Ergebnisse kämen am darauffolgenden Tag raus, man kann sich nie so wirklich auf die meisten Aussagen verlassen. Andere Praktikanten meinten auch, sie hätten mal nach dem Weg gefragt und von verschiedenen Menschen total falsche Informationen bekommen. Aber da hab ich persönlich bessere Erfahrungen gemacht.
Bildung: Es wird mir hier das erste Mal richtig bewusst, welchen Stellenwert die Bildung im Leben hat. In einem mitteleuropäischen Land nimmt man das halt hin, aber es ist nicht schön, wieviele Kinder hier in den Slums den ganzen Tag einfach nur auf der Straße verbringen und keine Möglichkeit zum Lernen haben, da fängts oft schon bei der Schuluniform an, woher sollen die überhäufigen alleinerzeihenden Mütter das Geld nehmen. Und in vielen Schulen sind auch die Lehrer alles andere als ausgebildet, lehren oft direkt nach ihrem Schulabschluss, einige reden kein gutes Englisch und wie ich in einem Gespräch zwischen meiner tanzanischen Mitpraktikantin und einem kenianischen (besser ausgebildeten) Lehrer erfahren durfte, ist das kenianische Souaheli ebenfalls ziemlich verkorkst und unsauber. Sie meinte, wenn sie sich hier auf Souaheli unterhalten wolle, könne sie die Kenianer nicht verstehen. Des weiteren gibt´s hier auch viel zu wenig Angebote, an denen sich die Kinder ausprobieren und Talente feststellen oder entwickeln können. Ganz zu schweigen davon, sich und ihre Wünsche zu verwirklichen… Aber die Kinder lernen gerne, wenn sie die Gelegenheit haben.
Heimat- und Sachunterricht von den hiesigen Lehrern



Nach einer gewissen Zeit passt man sich halt auch wirklich an. Wenn ich so zur Arbeit laufe, dann musste ich schon öfter feststellen, dass meine Schrittgeschwindigkeit drastisch gefallen ist und der der Kenianer gleicht. Es geht das meiste hier gemach zu, außer es fängt an zu regnen, das ist dann einer der seltenen Momente, wo Kenianer Laufbeine unterm Arsch haben und rennen.
Der Blick aus unserem Büro



Und so in der Regenzeit, mords die Sauerei

 Und Knigge würde hier auch den Vollausraster kriegen: Wenn man unten an einer Treppe steht und rauf will und es kommt gleichzeitig jemand runter, dann wartet man hier nicht, egal wie eng die Stufen auch sein mögen und absolut völlig egal, wieviel Zeit einem zur Verfügung steht. Das Gleiche auf der Straße und den Märkten. Obwohl hier absolut niemand in Eile zu sein scheint, presst man sich trotzdem durch. Am Anfang war das ein bisschen fremd für mich, aber auch da verhalte ich mich seit längerem einwohnerisch, frei nach dem Motto „Frechheit siegt“.
Kenianer reden bedächtig, vor allem die Frauen reden oft so leise und werden während des Satzes noch leiser und wenn sie dann noch so einen Afro-englischen Slang haben und beispielsweise bei „are you hurt?“ das hurt mit einem a aussprechen, versteht man manchmal gar nix mehr, „ne, ich bin nicht Herz!?!“
Vielleicht bin ich in diesem Beitrag ein bisschen zu defizitorientiert, aber eins muss ich noch loswerden. Am meisten ärgert mich halt hier die Unnachhaltigkeit. Die benutzen einfach Plastiktüten für alles und immer, wenn man im Supermarkt eine Flasche Wasser kauft, gibt´s die Tüte obendrauf. Und wenn man sagt, man brauche keine, dann glauben sich die Einpacker erstmal verhört zu haben  und dann scheinen sie mir manchmal sogar ein bisschen enttäuscht, das ist echt verrückt! Die ganzen Tüten werden selbstverständlich nicht recyclet, tragen aber dafür primär zum Stadtbild bei…
Eloquente Müllbeseitigungsanlage


Jetzt hört es hier zu meinem großen Bedauern auf mit der Mango-Zeit. Man findet nur noch ganz große und unreife, und jedes Mal wenn ich frohen Mutes eine weitere probiere, muss ich zunehmend feststellen, dass sie nun eher eine Konsistenz wie Möhren haben und neutral bis bitter schmecken. Ade du schöne, süße Mangozeit…

Und das ist mein Chapati-Man, ist eigentlich wie Pfannkuchen, simpel und beliebt, und die Chapati auch J Ansonsten gibt´s hier Ugali (Wasser-Maismehl-Mischung) und Porrage, ein Hirsebrei, den die meisten der anderen deutschen Praktikanten in den bösesten Tönen verpöhnen, aber ich mag das.

Hier ist es immer Tag so zwischen 6 Uhr morgens und 7 Uhr abends, ab und zu gibt´s Stromausfall.

Am Wochenende waren wir im Giraffen Center, einem Park mit sehr harmonisch angenehmer Atmosphäre wo man Giraffen, wie hier auch mit dem Mund, füttern und streicheln darf.

In Nairobi-City, wo ich ab und zu mal nur hinkomme und wo am Sonntag mein Handy verloren ging bzw. gestohlen wurde. Mein Hauptziel, nix zu verlieren während dem Aufenthalt hab ich also verömmelt.


Und so sieht´s in meiner Hood aus, nahe meiner Herberge